Der erste serienmäßige R1T lief am gestrigen Dienstag im Rivian-Werk in Normal (Illinois, USA) vom Band. Gründer und CEO RJ Scaringe gab sich entsprechend stolz: Monatelang habe man Vorserienfahrzeuge hergestellt, nun sei endlich das erste Auto für Kunden fertig. Das Startup bringt damit den ersten elektrischen Pickup auf den Markt – noch vor den Wettbewerbern Tesla (Cybertruck), Ford (F-150) und Lordstown (Endurance). Ein Pickup-Projekt von GM und Nikola war schon zuvor gescheitert. Rivian musste die Produktion corona- und chipmangelbedingt zwei Mal verschieben. Zuletzt kündigte Scaringe an, im Frühjahr 2022 den R1T auszuliefern. Dieser Termin rückt nun weit nach vorne. Die offiziellen Verbrauchszahlen hat Rivian ebenfalls veröffentlicht.
Tesla Cybertruck wackelt
Rivian arbeitete bis 2018 im Verborgenen, bevor es 2018 den Truck R1T und das SUV R1S vorstellte. Seitdem hat das Unternehmen rund zehn Milliarden Dollar eingesammelt. Der Automobilhersteller, der zu seiner Gründung unter dem Namen Mainstream Motors firmierte, baut neben den Geländewagen einen Transporter für Amazon. Ein Börsengang des US-Unternehmens mit vier Produktionsstandorten und 8.000 Mitarbeitern soll bevorstehen. Währenddessen kämpft Tesla mit Produktionsproblemen der 4680-Batterie. Dennoch soll die Herstellung des Cybertrucks noch in diesem Jahr starten. Elon Musk gab kürzlich bekannt, müsse das Auto in Kleinserie gehen, würde der Cybertruck „buchstäblich eine Million Dollar kosten“. Der Rivian R1T in der Explore-Version liegt bei 67.500 US-Dollar (57.085 Euro), die Premium-Version kann man ab 73.000 Dollar (61.736 Euro) bestellen.
R1S-Produktion soll starten – Verbrauchswerte veröffentlicht
Rivian arbeitet parallel daran, das Modell RS1 in die Serienfertigung zu bekommen. Noch immer sind Pläne aktuell, nach denen das kastige SUV ebenfalls in diesem Jahr vom Band laufen soll. Rivian gab bereits die offiziellen Verbrauchswerte bekannt: Nach dem EPA-Testmuster hält die Batterie des R1S 316 Meilen (509 Kilometer) lang. Den Pickup R1T bringt der eingebaute Stromspeicher auf 314 Meilen (505 Kilometer). Interessenten können alternativ ein 400-Meilen-Aggregat („Max pack“) buchen (644 Kilometer), das 10.000 Dollar Aufpreis kostet. Das entspricht 8.456 Euro. Die Akkus lassen sich nach Herstellerangaben in 50 Minuten auf 80 Prozent Kapazität laden – eine entsprechend starke Ladesäule vorausgesetzt. Rivian besitzt ein eigenes Schnellladenetz, das sukzessive ausgebaut wird.
Ein echter Truck mit 5 Tonnen Anhängelast
Der R1T besitzt vier Elektromotoren, die insgesamt 588 Kilowatt (800 PS) bereitstellen. Das Gesamtdrehmoment liegt zwischen 560 und 1.120 Newtonmetern, damit soll der R1T auf der Stelle wenden können. Seine Nutzlast gibt Rivian mit 800 Kilogramm an, die Anhängelast soll etwa fünf Tonnen betragen. Der vollbepackte Pickup-Truck schafft dann natürlich nicht mehr die angegebenen Reichweiten. Rivian will zunächst 20.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren und ab 2022 auch in Europa anbieten.