Starlink-Internet für die Ukraine: Elon Musk hat Terminals gar nicht alle selbst gespendet
Nach der Invasion russischer Truppen in der Ukraine baten Verantwortliche wie der ukrainische Vizepremier- und Digitalminister Mykhailo Fedorov Elon Musk und dessen Firma SpaceX um Hilfe in Form des Satelliteninternets Starlink. Wenig später meldete Musk Vollzug und die Lieferung von Tausenden Terminals. Aufgrund der zerstörten Infrastruktur ist Starlink mittlerweile ein wichtiges Kommunikationsmittel und dient auch zur Steuerung der bei der russischen Armee gefürchteten Drohnenangriffe. So weit, so gut?
Starlink für Ukraine: USA steuern Millionen bei
Ein Bericht der Washington Post legt jetzt nahe, dass Musk und SpaceX die Terminals gar nicht alle im Alleingang gespendet und in die Ukraine geschickt haben. Stattdessen haben sich – anders als von der Firma dargestellt – die USA mit einem millionenschweren Betrag aus Steuergeldern an der Aktion beteiligt. Ende März hatte SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell etwa noch öffentlich erklärt, dass sie nicht glaube, „dass die USA uns irgendwelche Gelder gegeben haben, um der Ukraine Terminals zu liefern“.
Dem widersprechen allerdings Dokumente, die Journalist:innen des Washington-Post-Newsletters The Technology 202 einsehen konnten. Demnach hat die US-Behörde USAID (United States Agency for International Development) mehr als 1.330 Terminals von SpaceX gekauft. SpaceX selbst habe weitere 3.670 Terminals zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus steht der Ukraine natürlich auch das Satelliteninternet selbst zur Verfügung – zumindest einmal für den Zeitraum von drei Monaten.
USAID hatte die Aktion zunächst als Spende aus dem privaten Sektor in Höhe von zehn Millionen US-Dollar bezeichnet (für die 3.670 Terminals von SpaceX), ruderte später aber zurück. Jetzt heißt es in einer – geänderten – Pressemitteilung der Behörde, dass insgesamt 5.000 Terminals an die Ukraine gingen, mit eben jenen 1.330 von der Behörde gekauften. Für die Terminals zahlte USAID laut Washington Post jeweils 1.500 Dollar. Weitere 800.000 Dollar flossen zur Bezahlung der Transportkosten. Das Ganze summierte sich auf über drei Millionen Dollar an Steuergeldern.
Terminal-Spende von 15 Millionen Dollar
Insgesamt soll die Terminal-Spende ein Volumen von über 15 Millionen Dollar haben, die von verschiedenen Seiten aufgebracht worden seien. So sollen neben SpaceX und den USA auch Frankreich und Polen für den Transport gesorgt haben. Wie viele Starlink-Terminals aktuell genau in der Ukraine aktiv sind, ist nicht bekannt. Ebenso wenig klar ist, ob die 1.500 Dollar, die USAID gezahlt haben soll, tatsächlich dem Marktpreis entsprechen. Privatpersonen zahlen in den USA für ein Standardterminal nur 600 Dollar, die monatliche Gebühr beläuft sich auf 110 Dollar. Weitere 100 Dollar fallen für den Versand an.
Bei der Hardware dürfte SpaceX aber Verluste machen. Anfang Februar hatte das Unternehmen daher auch einen Premiumdienst angekündigt, bei dem das deutlich verbesserte Equipment mit 2.500 Dollar zu Buche schlägt und die monatlichen Gebühren sich auf 500 Dollar belaufen. Dafür bekommen Nutzer:innen Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 500 Megabit pro Sekunde. Die Latenzzeit soll sich auf 20 bis 40 Millisekunden belaufen. Losgehen soll es im Frühsommer 2022.
Um eines noch klarzustellen: Musk und SpaceX haben einen guten Teil zu der Terminal-Lieferung in die Ukraine beigetragen. Dass – wie von der Firma zunächst dargestellt – alles ohne die Unterstützung weiterer Beteiligter ablief, stimmt aber nicht. Ebenfalls klar ist, dass sich Jeff Bezos, Besitzer der Washington Post, sicher über die Enthüllung gefreut haben dürfte, da sie den Rivalen in ein schlechtes Licht rückt.