Seit Jahren führt Google den Markt an – und die Wettbewerber versuchen, den Marktführer zu kopieren. Dabei steht das Konzept der „wahren Antwort“ im Fokus: die Idee, dass Menschen etwas suchen, das sich mit einer knappen, faktischen Antwort beantworten lässt. Dem stellen sich seit heute eine andere Vorgehensweise und eine neue Suchmaschine entgegen: You.com.
Suchergebnisse als Raster aus (sozialen) Medien
Im Gegensatz zur linearen Auflistung von Ergebnissen präsentiert you.com die Suchantwort anders. Ein Gitter zeigt Infoblöcke, die nach Quellen sortiert sind. In der Sektion „You Apps“ können Nutzer die Quellen gliedern und ihnen Relevanz zuordnen. Dabei tauchen hochgestufte Quellen weiter oben auf, neutrale oder heruntergestufte unten. Unter den Plattformen finden sich zum Beispiel Wikipedia, Reddit, Twitter, Linkedin, Tiktok, Youtube, GitHub, Arxiv, Yelp, Goodreads oder Techcrunch. Doch auch reine Mediensektionen wie Videos, Bilder, News und Musik sind möglich. Entwickler:innen betonen, sie sei gut geeignet, um Codeschnipsel zu finden.
Keine Plattformpräferenzen und Datensammel-Aktivitäten
Einige Vorteile von You.com liegen direkt auf der Hand: Das Startup von zwei ehemaligen Salesforce-Angestellten hat keine Verquickung mit einem Big-Tech-Konzern. Das heißt, Youtube-Videos werden gleichrangig zu allen anderen Video-Plattformen angezeigt – anders als bei Unternehmensmutter Google. Zum anderen basiert You nicht auf dem Verkauf von Werbung und damit zusammenhängenden Daten. Wie genau das Geschäftsmodell aussieht, bleibt jedoch im Dunkeln. Gründer und CEO Richard Socher teilte The Verge mit, das Projekt sei zunächst auf Wachstum ausgelegt. Für dieses Ziel hat er in einer ersten Runde rund 20 Millionen US-Dollar von Kapitalgebern unter der Führung von Marc Benioff erhalten. Darunter gehören Breyer Capital, Sound Ventures und Day One Ventures.
Die You-Suche: Potpourri statt Punktlandung
Das Konzept kann relativ gut verschleiern, dass You.com die Algorithmen-Power von Google fehlt. Die Google-Alternative kann sehr viel schlechter erraten, was man eigentlich wissen will. Auch erkennt sie nicht die Form bestimmter Daten und bereitet sie entsprechend auf. Ein Beispiel: Wir haben aus aktuellem Anlass das Alter von Ex-Apple-Designer Jony Ive gesucht. Google erkennt sofort, um was für eine Frage es sich handelt und blendet in Überlebensgröße die Zahl ein.
You.com holt die Information aus wikifame-de.org, aber identifiziert sie nicht. Sie steht zwar oben, aber immer noch innerhalb eines Textblocks. Anders sieht es aus, wenn es um allgemeine Infos zu Ive geht: Hier fällt die Rastermechanik sehr viel anregender aus als die faktencheckbasierte Google-Liste. Es ist also eher eine Auf-meinen-Lieblingsplattformen-Herumwühlen-Suche. Das kann bei speziellen Aufgaben helfen, etwa wenn man Quelltext-Ausschnitte sucht. Und es regt zum interessierten Bummeln im Internet an.