Analyse
Auf, zu: Das waren die 3 ½ größten Hürden in der Geschichte der deutschen Tesla-Gigafactory

Erst im März 2022 hatte der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) Teslas sogenannter Gigafactory die finale Betriebserlaubnis erteilt. Mit der rund zweijährigen Bauzeit endete auch eine Phase, in der zeitweise alles andere als klar war, dass diese Erlaubnis jemals erfolgen würde. Und dann? Am 4. Juli wurde bekannt, dass das Werk geschlossen wird – wegen Umbaus. Die turbulente Geschichte von Elon Musks erster Fabrik in Europa geht also weiter.
Wir blicken zurück auf die dreieinhalb größten Hürden, die das Riesenprojekt während seiner Entstehung nehmen musste.
Um überhaupt mit den Bauarbeiten beginnen zu können, mussten erst mal rund 150 Hektar Kiefernforst weg. Das führte vor allem seitens Umweltverbänden und -schützer:innen nicht nur zu Protesten, sondern auch zu Blockadeaktionen und immer wieder zu Versuchen, die Rodungsarbeiten gerichtlich verbieten lassen.
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Tatsächlich handelte es sich nicht um einen natürlichen Wald, sondern hauptsächlich um Kiefern, die zur Papierherstellung verwendet werden sollten. Wer in Brandenburg Wald abholzt, muss außerdem mindestens die gleiche Fläche wieder aufforsten – Tesla will sogar das Dreifache liefern und auf artenreichen Wald statt Monokultur setzen. Allerdings nicht am Stück. Aufgrund von Problemen, geeignete Ersatzflächen zu finden, haben sich das Unternehmen und das Land Brandenburg auf mehrere verschiedene Orte für die Aufforstung geeinigt.
Immer wieder äußerten Umweltverbände und Naturschützer:innen die Befürchtung, der Bau des riesigen Tesla-Werks verbrauche zu viel Wasser, sodass der Grundwasserspiegel in der Region sinken könne. Zudem steht das Werk tatsächlich in einem Trinkwasserschutzgebiet. Tesla reagierte auf die Kritik und passte die Pläne für die Gigafactory entsprechend an – und will so den Wasserverbrauch bei der Errichtung um ein ganzes Drittel gesenkt haben.
Auf wenig Begeisterung stieß hingegen Elon Musks Kommentar, als er am 13. August 2021 den Fortschritt der Bauarbeiten vor Ort in Augenschein nehmen wollte. Angesprochen auf den Wassermangel in der Region, schaut Musk sich um und bricht in Gelächter aus. Die Kritik weist er ab, man müsse sich doch nur umsehen: „Sieht das hier wie eine Wüste aus?“
Auch auf der Baustelle selbst lief nicht immer alles nach Plan: So verstieß Tesla selbst immer wieder gegen die Auflagen und baute ohne Genehmigung drauflos. Da waren zum Beispiel drei illegale Chemietanks, von denen einer sogar ein nicht genehmigtes Kühlmittel enthalten haben soll, oder die Pfähle für das Fundament, die zu tief in den Boden gerammt worden waren und das Grundwasser verunreinigt haben könnten. Auch Abwasserrohre hatte Tesla monatelang ohne entsprechende Genehmigungen verlegt.
Auch ein Gutachten zu verschiedenen Störfallszenarien – beispielsweise ein Unfall mit Chemikalien in einer Lackiererei – hatte für Ärger gesorgt und Tesla mangelnde Vorbereitung attestiert.
Die letzte Hürde hat Tesla erst am 4. März 2022 genommen: Die Gigafactory ist endlich abschließend genehmigt. Wir zählen sie trotzdem nur als halbe Hürde, denn im Prinzip war früh absehbar, dass es so kommen würde.
Grünheide und das Land Brandenburg hatten sich aktiv als Standort für das erste Tesla-Werk in Europa beworben und sich in einem Wettbewerb nicht nur gegen andere deutsche Bundesländer, sondern auch Standorte in Frankreich, Spanien, Portugal, Litauen, Schweden, Finnland und den Niederlanden durchgesetzt. Wohlwollen und Unterstützung vonseiten der brandenburgischen Regierung, wenn es beispielsweise um die Anbindung des Werks an die Schiene geht, waren Tesla also sicher.
Auch die Tatsache, dass Tesla 2020 im Rahmen der sogenannten Zulassung vorzeitigen Maßnahmenbeginns schon mal anfangen durfte, deutete bereits eine spätere Genehmigung an. Diese Zulassung wird nämlich nur erteilt, „wenn mit einer Entscheidung zugunsten des Antragsstellers gerechnet werden kann“.
Trotzdem hat der Elektroautobauer bis zur finalen Genehmigung auf eigenes Risiko gebaut. Im Fall, dass diese nicht erteilt worden wäre, hätte Tesla die gesamte Gigafactory zurückbauen und den Urzustand des Geländes wiederherstellen müssen. Auf eigene Kosten, versteht sich.
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