Bis die MiCA-Regulierung greift: So schützt du dich vor Krytpobetrug

Die Kryptobranche hat in den letzten Jahren einen absoluten Boom hingelegt – doch wo sich die Fans tummeln, sind auch Kriminelle nicht weit. Immer wieder stellen sich vermeintlich lukrative Investments als Betrugsmaschen heraus, Menschen werden teilweise um hohe Geldsummen gebracht.
Genau hier setzt die europäische MiCA-Regulierung an: Sie soll ab 2024 für mehr Transparenz auf den Krypto-Märkten sorgen. Wer nicht so lange warten möchte, sollte beim Investieren auf einige Dinge achten. Aus unserem Themenspecial „New Finance“.
Ein Blick darauf, welche Tricks Kriminelle im Krypto-Bereich anwenden, zeigt: „Es gibt hier fast zu viele Betrugsmöglichkeiten, um diese aufzuzählen“, sagt Gilbert Fridgen, Professor für digitale Finanzdienstleistungen an der Uni Luxemburg.
Sogenannte Airdrops, die eigentlich zu Gratis-Coins führen, werden über Discord oder andere Social-Media-Plattformen verschickt – und enthalten teils unseriöse Links oder Sicherheitsrisiken. Inhaber:innen gehypter Projekte begehen plötzlich einen „Rug-Pull“, verschwinden also mit dem Geld der Investor:innen von der Bildfläche. Geklaute Kunst, die dann als NFT verkauft wird, und NFT, die letztendlich nicht den versprochenen Inhalt enthalten – die Ansätze sind vielfältig.
Allein 2022 haben Betrüger:innen und Hacker:innen mehr als 3,5 Milliarden US-Dollar in Kryptowährung erbeutet. Zu den spektakulärsten Fällen des vergangenen Jahres zählen die Hacks des NFT-Spiels Axie Infinity und der gescheiterten Kryptobörse FTX.
Professor Gilbert Fridgen sieht vor allem vier Gründe, die Betrug im Kryptoumfeld so leicht und damit so häufig machen. Zum einen sei „die Verfolgung der Täter schwierig bis unmöglich – dies liegt ja gerade in der Anonymität beziehungsweise Pseudonymität der Blockchain-Technologie begründet“. Zum anderen „ist die Nutzerfreundlichkeit der Gesamtlösung selbst bei seriösen Angeboten häufig so schlecht, dass sich unseriöse Angebote von seriösen gerade für Laien schwer unterscheiden lassen.“
Im Kryptobereich sind die meisten Organisationen zudem noch sehr jung, also gebe es kaum „etablierte“ Anbieter, auf die sich Interessierte verlassen können. Und selbst die wenigen Anbieter, die mittlerweile als etabliert gelten, seien „teilweise so schnell gewachsen, dass es für Mitglieder des Entwicklerteams verlockend sein kann, Geld abzuziehen.“
Gilbert Fridgen rät Interessierten, im Zweifel Angebote auszuwählen, „die seit mehreren Jahren aktiv sind und eine aktive und größere Entwickler-Community haben“. Bei Projekten, die massiv mit prominenten Gesichtern der Szene werben, sollten potenzielle Investor:innen außerdem besonders genau hinschauen: „Vitalik Buterin, beispielsweise, weist über Twitter nahezu regelmäßig darauf hin, dass er ohne sein Wissen in fragwürdigen Projekten benannt wird“, und auch Fake-Accounts unter dem Namen des Ethereum-Mitbegründers gibt es immer wieder.
Klar wird durch diese Empfehlungen auch: Finger weg von scheinbar schnellen Gewinnen, Angeboten aus Direktnachrichten und überstürzten Entscheidungen in vermeintlichen Hype-Communitys!
Was passiert, wenn’s passiert ist? Hilfe nach einem Krypto-Scam
Das Worst-Case-Szenario: Trotz aller Vorsicht ist man auf eine Betrugsmasche hereingefallen, hat im schlimmsten Fall eine hohe Geldsumme verloren. Was können Betroffene von Krypto-Scams tun?
Weil Krypto-Assets eben ganz bewusst auf dem Prinzip der Dezentralität aufbauen, gibt es keine zentrale Anlaufstelle, an die sich Betrugsopfer wenden können. Meist ist man aber nicht das einzige Opfer einer Masche. Der Experte der Uni Luxemburg rät daher, den Austausch mit anderen Betroffenen zu suchen. „Sollte hinter einem Betrug eine klar zuordenbare Firma stecken, können Sie sich natürlich wie bei jedem Onlinebetrug an die Polizei wenden.“ Und: Es lohne sich, am Ball zu bleiben. Schließlich könnten im Laufe der Zeit neue Untersuchungen bekannt werden, wie beispielsweise im Fall des TheDAO-Hacks von 2016.
Klar sei allerdings, „dass ein größerer Hack hier mehr Aufmerksamkeit in der Aufklärung erhält als eine aus Sicht der Entwickler-Community kleine Betrügerei“ – und wenn letztendlich kein Täter oder keine Täterin ermittelt werden könne, blieben Betroffene eben auf dem Schaden sitzen. „Je mehr man sich in die unregulierte und unregulierbare Kryptowelt begibt, desto weniger werden einem klassische Rechtsmittel helfen. Wir sind hier in einem digitalen wilden Westen“, so Fridgen.
Dieser wilde Westen bietet einigen die Möglichkeit, neue Strukturen auszuloten, andere gehen auf Goldsuche – und manche von ihnen scheitern dabei.
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