Bluesky: Das musst du zur Twitter-Alternative wissen
Ende Oktober 2022 hat Elon Musk Twitter übernommen. Seit dem sorgen Musks kontroverse Managemententscheidungen für Diskussionen. So wie Musk vor der Übernahme auf der Plattform mitmischte, tut er es auch jetzt – nur eben hinter den Kulissen. Seitdem der Tech-Unternehmer die Zügel in der Hand hat sind ein paar merkwürdige Dinge bei X (ehemals Twitter) passiert. Immer mehr Nutzer:innen löschen ihre Twitter-Accounts und ziehen um. Twitter-Alternativen wie Threads oder Mastodon konnten massig neue Downloads verzeichnen. Auf der Suche nach Alternativen stößt man aber auch schnell auf Bluesky.
Was ist Bluesky?
Bluesky ist eine dezentralisierte Social-Media-Plattform, die ähnlich aussieht und funktioniert wie X. Bluesky setzt auf einen dezentralen Ansatz und Transparenz. Ursprünglich sollte das Projekt mit dem Namen Bluesky-Initiative ein Teil von Twitter werden. Der Twitter-Gründer und ehemalige CEO Jack Dorsey hat das Projekt lange finanziell unterstützt. Laut einem Tweet von Bluesky ist er außerdem im Vorstand des Unternehmens. Mittlerweile wurde das Social-Media-Projekt auf eigene Beine gestellt. Seit dem Frühjahr 2022 ist es vollständig unabhängig von Twitter.
Wie funktioniert Bluesky?
Die Bluesky-Technologie basiert auf dem sogenannten „Authenticated Transfer Protocol“, kurz AT-Protokoll. Das Protokoll soll, ähnlich wie bei Eugen Rochkos Netzwerk Mastodon, die Dezentralisierung des Netzwerks sicherstellen.
Das „föderierte“ Netzwerk gibt Servern die Möglichkeit, untereinander zu kommunizieren. So sei es nicht nur auf einen Standort begrenzt, wie herkömmliche Lösungen, schreibt Bluesky in einem Blog-Beitrag. AT nutze selbst-authentifizierte Daten, um auf keinen zentralen Host angewiesen zu sein. Damit könnten sich Nutzer:innen im Gegensatz zu anderen Diensten wie X, Tiktok oder Instagram über viele kleine Server registrieren – eben „dezentral“. Bluesky verzichtet nach eigener Aussage zudem auf „Datensilos“.
Das AT-Protokoll macht es möglich, Konten ohne Datenverlust von und an andere Anbieter zu übertragen. Denn die Betreibenden von Bluesky finden, dass die Online-Identität einer Person keinen Unternehmen gehören sollte, die den Nutzer:innen gegenüber Rechenschaft ablegen.
Bluesky will außerdem mit dem Algorithmus-Diktat brechen. So sollen Nutzer:innen selbst entscheiden können, welchen Algorithmus sie nutzen möchten, um sich Inhalte anzeigen zu lassen. Dazu beinhalte das AT-Protokoll einen Modus für offene Algorithmen. Zudem nutze das Protokoll ein Interoperations-Framework namens Lexicon, um vielfältige vernetzte Dienste zu koordinieren.
Trotz des dezentralen Ansatzes hat das Unternehmen zudem ein Moderationsmodell namens „Rede und Reichweite“ entwickelt. Moderation sei auch bei Bluesky notwendig, so die Macher:innen der Plattform. Schließlich sei man weiterhin verpflichtet, illegale Inhalte aufgrund der lokalen Gesetze zu entfernen. Das Moderationsmodell bezieht sowohl die Sprach- als auch die Reichweitenebene ein.
Wie sieht Bluesky aus?
Grundsätzlich wird Bluesky als eine abgesteckte Version von Twitter beschrieben. Denn grundlegende Funktionen des Original finden sich auch in der Alternative wieder. So ist beispielsweise die Profiloberfläche der von X (ehemals Twitter) vom Design und von den Funktionen her sehr ähnlich: Profile haben ein Profilbild, einen Hintergrund und eine Beschreibung. Außerdem werden Zahlen zu Follower:innen und gefolgten Accounts im Profil angezeigt. Nutzer:innen können sich einen Benutzernamen sowie ein @-Handle erstellen. Auch Twitter typisches Kennzeichen, die begrenzte Zeichenzahl für Postings, findet sich bei Bluesky wieder. So dürfen Postings bis zu 256 Zeichen lang sein und Fotos beinhalten.
Sonst gibt es alle gängigen Interaktionsmöglichkeiten aus anderen sozialen Netzwerken auch bei Bluesky: Posts können gelikt, kommentiert und geteilt werden. Andere Accounts können außerdem wie gewohnt gesucht, stummgeschaltet oder blockiert werden. Insgesamt bietet Bluesky bisher allerdings weniger Funktionen als das Original. So soll es bisher nicht möglich sein, Nutzer:innen per Direktnachricht zu kontaktierten oder Videos zu teilen.
Kann jeder zu Bluesky?
Die App lässt sich mittlerweile in den bekannten App-Stores von Apple und Google herunterladen. Zunächst war Bluesky anders als Twitter nicht für jeden zugänglich. Das Netzwerk setzte wie die Hype-App Clubhouse auf eine künstliche Verknappung der Accounts, die Zugriff haben. Die audiobasierte Social-Media-App Clubhouse löste mit ihrem Konzept von Live-Podcasts 2020 einen regelrechten Hype aus. Ein Grund für den Erfolg: Clubhouse war in der Anfangszeit nur exklusiv über einen Einladungslink nutzbar.
Auf ein ähnliches Prinzip setzte auch Bluesky zum Start: So war ein Einladungscode nötig, um die Plattform nutzen zu können. Der Plan ging auf: Die Codes waren heiß begehrt. Auf Ebay sollen Einladungscodes für Bluesky Hunderte und manchmal sogar Tausende Dollar gebracht haben.
Die Exklusivität half nicht nur dabei, enttäuschte Twitterer abzuwerben. Die Barriere mit dem Einladungscode sollte es Trollen, aber auch Bots und Hate-Speaker:innen schwer machen, sich auf der Plattform auszubreiten. Mittlerweile könnt ihr euch aber ohne Einladung bei Bluesky anmelden.
Wer steckt hinter Bluesky?
Bluesky hatte seine Geburtsstunde als Jack Dorsey noch CEO von Twitter war. 2019 hat er Bluesky als eine Erweiterung von Twitter vorgestellt. Damals trug das Projekt den Namen Bluesky-Initiative.
Da Bluesky ursprünglich ein Teil von Twitter werden sollte, hat der Twitter-Gründer Dorsey das Projekt lange finanziell unterstützt. Laut einem Tweet von Bluesky ist er außerdem im Vorstand des Unternehmens. Mittlerweile wurde das Social-Media-Projekt auf eigene Beine gestellt. Seit 2021 ist Bluesky ein eigenständiges Unternehmen und wird seit dem Frühjahr 2022 auch nicht mehr von Twitter finanziert.
CEO von Bluesky ist die Software-Ingenieurin Jay Graber.
Bluesky ist eingetragen als „Public Benefit Limited Liability Company“ (PBLLC). Das bedeutet, dass das Unternehmen einen öffentlichen Nutzen schaffen will und diesen auch nachweisen muss.
Ist Bluesky besser als Twitter?
Bluesky profitierte ohne jeden Zweifel von dem Debakel um die blauen Verifizierungs-Häkchen bei X (ehemals Twitter). Diese wandelte Musk recht ungeschickt von Authentifizierungs- und Rangabzeichen zu dem Bezahlmodell Twitter Blue um. Doch Twitter Blue brachte vor allem eins: Diskussionen über den neuen Besitzer Musk und viele frustrierte X-Nutzer:innen, die sich von der Plattform abwenden.
Beobachter:innen zufolge hatte Bluesky zum Start aus einem weiteren Grund den richtigen Drive und das Potenzial, X den Rang abzulaufen. So berichteten diverse Nutzer:innen, dass auf der Plattform eine „frühe Twitter-Energie“ herrscht. Die Kultur der Community scheint ähnlich zu sein wie in den alten Twitter-Tagen. Damit könnte Bluesky die Alternative sein, auf die die Community gewartet hat.
Ein weitere entscheidender Nutzungsgrund für Bluesky dürfte die Dezentralität der Plattform sein. Diese bieten neben Bluesky allerdings auch andere Plattformen.
Welche weiteren Twitter-Alternativen gibt es?
Die eine Twitter-Alternative, zu der alle umziehen, gibt es nicht. Neben Bluesky gibt es allerdings einige Apps, die dem Original sehr ähnlich sind. Einige haben in Sachen Dezentralisierung sogar die Nase vorne. Dezentrale Twitter-Alternativen wie Mastodon konnten viele Downloads verzeichnen.
Hinweis: Auch t3n ist mit einer eigenen Instanz bei Mastodon.
Es ist sicher keine Überraschung, dass auch Meta im Rennen um das neue Twitter mitmischt. Anfang März 2023 war bekannt geworden, dass die Facebook-Mutter an einer Twitter-Alternative auf Basis des dezentralen Mastodon-Protokolls Activity Pub arbeitet, die unter der Marke Instagram gelauncht werden soll. Seit Sommer 2023 kann Threads in allen App-Stores heruntergeladen und genutzt werden. Seit Winter 2023 funktioniert das auch in der Europäischen Union ohne Probleme. Mittlerweile arbeitet Meta an einer Anbindung ans Fediverse.
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