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Analyse

Ethereum-Merge: Das bringt das Update wirklich

Am Donnerstagmorgen um 8:44 Uhr MESZ ist das Merge-Upgrade über die Ethereum-Blockchain gelaufen. Seitdem werden Blöcke nicht mehr durch Miner, sondern durch Validatoren erzeugt. Was bedeutet dieser Umstieg konkret?

5 Min.
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Heißglühende Hardware wird für Ethereum ab sofort nicht mehr benötigt. (Bild: Cryptographer / Shutterstock)

Seit dem 15. September 2022 arbeitet die Ethereum-Blockchain wie Cardano, Solana, Avalanche und etliche andere nicht mehr nach dem rechenintensiven Konsensmechanismus Proof-of-Work, sondern auf der Basis des sehr viel ressourcenschonenderen Proof-of-Stake.

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Byebye Miner, hello Validator

Wesentliche Akteure im Netzwerk sind ab sofort nicht mehr die Miner, die mit schwerem Gerät schwierige Rechenrätsel lösen mussten und dabei Unmengen an Energie verbrauchten. Geschwindigkeit war hier der Schlüssel zum Erfolg: Mining-Hardware ging weg wie warme Semmeln.

Mit dem Umstieg auf das Proof-of-Stake-Verfahren kommt es nicht auf die Rechenpower an. Stattdessen haben jene Akteure die besten Chancen, die Gültigkeit von Transaktionen in neuen Blöcken zu verifizieren, die die meisten Ether auf der Chain sperren (staken) und die längste Historie der Teilnahme haben.

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Miner brauchen schnelle Hardware, Validatoren brauchen dicke Wallets

Schon für den Start als Validator ist die „Einzahlung“ von 32 Ether, selbst beim derzeit niedrigen Kurs immerhin rund 48.000 US-Dollar, in einen speziellen Smart Contract eine Voraussetzung, die nicht von vielen erbracht werden kann.

Man könnte also sagen, die reichsten und aktivsten Teilnehmer im Ethereum-Netzwerk haben die besten Chancen, noch reicher zu werden. Diese Verkürzung würden Ethereum-Insider indes so nicht gelten lassen.

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Immerhin gebe es algorithmische Einflüsse, so würden sie einwenden, die verhindern sollen, dass sich die Transaktionsgewinne, die sich aus anteiligen Gebühren und den individuellen Sonderzulagen zusammensetzen, auf wenige Validatoren konzentrieren. Am Ende handele es sich um „eine gewichtete Zufallsauswahl“, so die Beschreibung des Vorgangs.

Effekt #1: Ethereum braucht 99,9 Prozent weniger Strom

Wenn wir nun nach den unmittelbaren und für jedermann positiven Folgen des Umstiegs auf den PoS-Konsensmechanismus suchen, dann ergeben sich wenige Aspekte. Der offensichtlichste Vorteil des Umstiegs besteht in einer drastischen Einsparung von Energie.

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Während das Mining ein stromhungriges Verfahren auf leistungsstarken Servern war, ist das Validieren ohne nennenswerte Hardware-Anforderungen abzuwickeln. Mit PoS „spart“ Ethereum über 99 Prozent der bisher eingesetzten Energie ein.

Energieersparnis nur isoliert betrachtet eine Ersparnis

Man darf nun aber nicht einfach davon ausgehen, dass Miner ihre Rechner abschalten und Däumchen drehend am Küchentisch sitzen bleiben. Weitaus wahrscheinlicher ist, dass die ihre Hardware jetzt auf andere Kryptoassets richten.

Einen Eindruck davon haben wir bereits bekommen. Der Fork Ethereum Classic, der auch weiterhin auf Proof-of-Work setzen wird, steigt seit Wochen.

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Allein in den vergangenen 24 Stunden hat sich sein Handelsvolumen mehr als verdoppelt. Schlussendlich steht zu befürchten, dass der Umstieg von Ethereum auf PoS gar keine Energie spart, sondern lediglich dafür sorgt, dass die Energie woanders verbraucht wird.

NFT profitieren, Transaktionsdurchsatz steigt leicht

Augenwischerei oder nicht – jedenfalls dürfte die Asset-Klasse der NFT in der Form der digitalen Kunst von dem Umstieg profitieren. NFT waren tatsächlich als Klimakiller in Verruf geraten und dürften über die Änderung im schöngeistigen Lager wieder deutlich an Reputation gewinnen.

Dadurch dass das Validieren wesentlich einfacher vonstattengeht, erhöht sich logischerweise die Verarbeitungsgeschwindigkeit auf der Blockchain. Während vor dem Merge etwa 15 Transaktionen pro Sekunde abgewickelt werden konnten, soll die Kapazität in den nächsten Monaten auf mehrere Tausend Transaktionen pro Sekunde steigen. Dazu bedarf es allerdings weiterer – bislang nicht implementierter – Technologien – allen voran des Sharding.

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Sharding – eine noch nicht verfügbare Technologie

Sharding teilt die Blockchain in Partitionen (Shards) auf, die einzeln verarbeitet werden können. So führt eine Transaktion nur zu einer Belastung des jeweils angesprochenen Shards und nicht – wie bisher – der gesamten Chain.

Je mehr Shards, desto höher der Durchsatz, so der einfache Ansatz. Beim Sharding handelt es sich um eine Level-1-Skalierung, also eine direkte Skalierung der Protokollschicht.

Üblich sind bislang nur sogenannte Rollups oder Level-2-Skalierungslösungen. Dabei handelt es sich um Technologien, die auf dem vorhandenen Protokoll aufsetzen und damit keine Änderung am Kerncode der Blockchain erfordern. Sie sind daher grundsätzlich schneller umzusetzen.

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Steigerung der Sicherheit umstritten

Manch einer behauptet, mit PoS würde das Netzwerk sicherer. Diese Aussage ist allerdings umstritten. Andere behaupten das genaue Gegenteil.

Inhärente Sicherheit sei eher beim dezentralen Mining gegeben, wenden vor allem Bitcoin-Befürworter ein. Der Schnellste gewinnt. Beim Staking könnten sich Einzelpersonen einfach dadurch übergroßen Einfluss auf die Chain sichern, indem sie immer mehr Ether anhäufen. Das laufe dem Konzept der Dezentralität und damit einem wesentlichen Sicherheitsaspekt digitaler Assets zuwider.

Gas Fees sinken nicht

Auch bei einem anderen Aspekt des Merge gibt es divergierende Meinungen. Während die einen erwarten, dass die Transaktionsgebühren auf der Chain nach dem Merge sinken werden, halten andere das für vollkommen abwegig.

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Inzwischen hat sogar die Ethereum-Foundation selbst die Erwartung niedrigerer Transaktionsgebühren ins Reich der Märchen und Mythen verwiesen. Einfache Begründung: Die Gas Fees bestimmen sich wesentlich als Produkt der Netzwerknachfrage im Verhältnis zur Kapazität des Netzwerks.

Und Kapazitätsausweitungen, die für sinkende Preise verantwortlich sein könnten, habe es durch den Umstieg nicht gegeben. Die Foundation empfiehlt den Einsatz von L-2-Chains, um die eigene Gebührenbelastung zu drücken.

ETH-Kurs steht, Handelsvolumen steigt

Dass ein nennenswertes technisches Ereignis auf einer Blockchain nicht unbedingt Einfluss auf den Kurs des jeweiligen Kryptoassets haben muss, konnte im Sommer 2021 bereits Cardano erfahren. Die Einführung von Smart Contracts auf der gern als das bessere Ethereum bezeichneten Blockchain hatte sich absolut überhaupt nicht auf den Kurs des ADA-Token ausgewirkt.

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Beim Ether könnte sich das wiederholen. Schon seit Tagen bewegt sich der Wert des Coins eher seitwärts auf einem Niveau zwischen 1.500 und 1.600 Dollar. Das Handelsvolumen war zeitweise auf knapp über 19 Milliarden Dollar eingebrochen.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags pendelt der ETH laut Coinmarketcap sogar unter 1.480 Dollar. Am Nachmittag hatte es sogar einen regelrechten Absturz um runde 100 Dollar gegeben. Es bleibt abzuwarten, wohin sich der Ether in den nächsten Stunden bewegt.

Positiv entwickelt hat sich in den vergangenen 24 Stunden immerhin das Handelsvolumen, das von rund 19 Milliarden kommend nun bei über 25 Milliarden Dollar liegt.

Was bleibt nun als Fazit? Am besten hat das vielleicht Henry Elder, Leiter der Defi-Abteilung beim Digital-Asset-Management-Unternehmen Wave Financial gegenüber Decrypt zum Ausdruck gebracht:

„Es gibt in der breiten Öffentlichkeit einige falsche Vorstellungen darüber, welche Vorteile der Merge mit sich bringen wird. Es wird Ethereum nicht schneller, skalierbarer und billiger machen. Es ist nur Ethereum, das von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake übergeht.“

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