
Sowohl auf Hardware- als auch auf Software-Ebene haben sich Tüftler:innen rund um den Globus immer wieder neue Wege einfallen lassen, ihren Gameboy zu pimpen. Und dabei geht es nicht allein darum, das Standardgehäuse gegen ein individuell gestaltetes – zum Beispiel aus Metall oder mit Glas- statt Plastikdisplay – zu tauschen. Dem Gamboy werden ganz neue technische Möglichkeiten mitgegeben.
1. Level-Up für die Gameboy-Batterien
Klassischerweise wird der Gameboy durch Batterien mit Energie versorgt. Im Sonnenlicht haben die Original-Konsolen aber einen Nachteil: Weil ihr Display nicht selbst leuchtet, sind Spiele bei all zu heller Umgebung nicht sonderlich gut erkennbar.
Anstatt mit gerunzelter Stirn am Bildschirm zu kleben oder sich in den Schatten zu verziehen, haben viele Fans mittlerweile also den Schraubenzieher gezückt und ein beleuchtetes Display eingebaut. Das braucht aber mehr Energie als die Original-Displays, dementsprechend werden oft noch direkt die alten Batterien durch einen Lithium-Ionen-Akku ersetzt. Der ist dann beispielsweise per USB-Anschluss aufladbar – oder mithilfe von Sonnenenergie.
Vorgemacht hat’s der Amerikaner Johnny Hamberger: Für das Houston Museum of Natural Science hat er die Handheld-Konsole mit einem Solarpanel ausgestattet. So kann das Gerät zwischen Partien einfach dadurch aufgeladen werden, dass es – Solarfläche nach oben – in der Sonne liegt.
2. Big Picture: Gameboy-Spiel auf dem TV-Bildschirm
Wer seine Lieblingsspiele einmal nicht nur auf einem beleuchteten Display, sondern auch etwas größer als sonst erleben will, kann das mit dem Gameboy-Mod des französischen Bastlers Fabien Marteau tun. Der hat sich daran gemacht, seine Konsole mit einem Fernseher zu verbinden. Herausgekommen sind zwei Hardware-Modifikationen, die für unterschiedliche Bildschirme geeignet sind: ein VGA-Ausgang für ältere Monitore und ein HDMI-Anschluss für neuere Bildschirme.
Die technischen Details für die beiden Anschlüsse hat Marteau auf GitHub veröffentlicht, im französischsprachigen Hackable Magazine gibt es außerdem eine Anleitung für die VGA-Variante.
3. Ab ins Netz – per Kabel oder WLAN-Funktion
Eine Kombination aus Hardware und Software ist nötig, um mit dem Gameboy online Tetris im Mehrspielermodus zu spielen. Der deutsche IT-Experte Thomas Roth agiert auf Youtube unter dem Nickname Stacksmashing und hat sich genau diesem Projekt gewidmet. Während das Originalspiel eigentlich maximal zwei Spieler:innen erlaubt, wird es durch Roths Kombination aus einem USB-Adapter für den Anschluss an einen Rechner und einer Software-Komponente möglich, die Zahl der am Spiel Beteiligten zu erhöhen.
Good to know: Wer den online zum Kauf angebotenen Adapter am eigenen Gameboy verbauen will, muss zum einen einen Raspberry Pi Pico zur Hand haben und sollte zum anderen keine Angst vorm Löten haben.
Wer sich in Deutschland weiter nach spannenden Gameboy-Basteleien umsieht, wird auch bei Physiker Sebastian Staaks fündig. Der hat ein Modul entwickelt, das sogar über eine WLAN-Funktion verfügt. Sonderlich umfangreich ist sie zwar noch nicht, für Wikipedia reicht es aber beispielsweise. Auch Staaks hat seine Projektpläne auf GitHub veröffentlicht, ein Blogbeitrag und ein Youtube-Video erläutern das Projekt zusätzlich.
4. Wordle, GTA & Co: Lieblingsspiele auf den Gameboy bringen
Kurze Zeit, nachdem er seine WLAN-Errungenschaft präsentiert hatte, brachte Staaks ein weiterführendes Projekt an den Start. Das Resultat: Er kann auf seinem Gameboy mittlerweile GTA 5 spielen; und das in beeindruckend guter Auflösung. Wie er es geschafft hat, seinen Gameboy so leistungsfähig zu machen, erklärt er – gefolgt von einer Spieldemonstration – auf Youtube, entsprechende Pläne finden sich auf GitHub.
Aber nicht nur GTA lässt sich mithilfe einiger Anpassungen auf dem Gameboy spielen, auch für das aktuelle Hype-Spiel Wordle gibt es Möglichkeiten. Hier kommt wieder Thomas Roth ins Spiel, der übrigens auch schon einen Gameboy dazu gebracht hat, im Schneckentempo Bitcoin zu minen.
3,5 Stunden habe er gebraucht, um das Ratespiel auf den Gameboy zu bringen, verkündete Stacksmashing vor Kurzem auf Twitter. Wie so häufig mit dabei: eine Verlinkung zum entsprechenden GitHub-Projekt, die zum Nachahmen einladen soll, sowie ein Link, über den sich das Gameboy-Wordle direkt herunterladen lässt.
Und wer zwar arbeiten muss, aber trotzdem nicht auf den Gameboy verzichten will, könnte es ja einmal mit den Produktivitäts-Apps versuchen, die der kanadische Indie-Game-Entwickler Liam Gallagher mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne entwickelt. Seine Arbeit an der sogenannten „GB Productivity Suite“ dokumentiert Gallagher einerseits in einem Dev-Log, andererseits streamt er während den Projekt-Sessions auf Twitch.
5. Gameboy-Spiele Marke Eigenbau
Eines haben all diese Gameboy-Projekte gemeinsam: Durch GitHub-Dokumentation, Blogeinträge und Youtube-Tutorials animieren sie zum Selbermachen. Wer jetzt also Lust auf eine eigene Gameboy-Mod oder ein eigenes Spiel hat, kann sich dafür in die Open-Source-Anleitungen werfen – oder sich die Arbeit mit einem Tool erleichtern.
Dafür bietet sich beispielsweise GB-Studio an. Ohne große Programmierkenntnisse lassen sich auf Basis eines Sample-Projektes eigene Spiele kreieren – Musik und Inspirationen durch andere Kreative inklusive.