Als Jeff Bezos noch Haare hatte: Die Tech-Welt bei Merkels Amtsantritt

Im Radio läuft Tokio Hotels „Durch den Monsun“, Chip kürt das „Siemens S65“ zum Handy des Jahres und eine Frau namens Angela Merkel tritt ihr Amt als Deutschlands erste Bundeskanzlerin an. 16 Jahre wird sie diesen Titel innehaben, am 2. Dezember 2021 macht der „Große Zapfenstreich“ Merkel zur Altkanzlerin.
Die Welt, in der die mittlerweile 67-Jährige zum Ende ihrer Amtszeit Politik betrieben hat, ist eine ganz andere als die, in der sie 2005 für das Kanzleramt kandidiert hat – nicht nur klima-, pandemie- oder außenpolitisch, sondern auch im Bereich der Technologien.
Tech-Konzern Apple befindet sich im Jahr von Angela Merkels Amtseinführung auf Erfolgskurs. Der 2001 vorgestellte iPod boomt, im Juni 2005 nimmt iTunes Podcasts in das Sortiment auf. Und während es bis zur Vorstellung des iPhones noch einige Jahre dauern wird, kehrt Geschäftsführer Steve Jobs nach einem ersten Sieg gegen seine Krebserkrankung wieder ins Unternehmen zurück. An der Stanford-Universität hält der Gründer daraufhin eine seiner berühmtesten Reden, in der er ungewohnt persönlich erzählt. Tim Cook, der Jobs in dessen Abwesenheit vertreten hat und einst dessen Nachfolger sein wird, wird zum COO ernannt.
Im Gegensatz zu Apple-Genie Jobs steht Marc Zuckerberg 2005 mit seinem „The Facebook“ noch ziemlich am Anfang. Das Netzwerk beschränkt sich damals auf Colleges, von Metaverse-Plänen ist Zuckerberg, barfuß und mit Beerpong-Becher in der Hand, noch weit entfernt.
Eine Klage, gefolgt von einer außergerichtlichen Einigung, gibt es trotzdem, als in Deutschland die Facebook stark ähnelnde Plattform StudiVZ an den Start geht, um Studenten zu verbinden. Wer chatten möchte, hat neben StudiVZ aber noch andere Dienste zur Auswahl, wie beispielsweise Lokalisten, ICQ und Myspace. Letzteres wechselt 2005 den Besitzer und wird von Medienmogul Rupert Murdoch erworben.
Die Videoplattform, auf der sich heute sowohl Jobs Stanford-Rede als auch Zuckerbergs Interview abrufen lassen, feiert 2005 ihre Geburtsstunde. Drei ehemalige Paypal-Mitarbeiter gründen im Februar das Portal Youtube, unter dem Motto „Broadcast Yourself“ wird im April das erste Video mit dem Titel „Me at the Zoo“ von Mitgründer Jawed Karim hochgeladen. Im gleichen Jahr beginnt außerdem die Geschichte der Plattform Reddit.
Tablets, E-Book-Reader und WLAN als Standardweg ins Internet? Im Jahr 2005 noch Zukunftsmusik. Während Youtube als Video-on-Demand-Plattform zunächst hauptsächlich für die Verbreitung kurzer Videos dient, werden Filme noch via Blue-Ray-Disk oder DVD abgespielt. Bis Netflix als Streamingdienst auf den europäischen Markt vordringen und das Wachstum der Regale voller gut sortierter Filmsammlungen eindämmen wird, vergehen noch Jahre.

Früher Teil der Wohnungseinrichtung, heute Flohmarktware für Liebhaber:innen – die DVD-Sammlung. (Foto:Shutterstock/TonelsonProductions)
Merkel tritt ihr Amt an: Jeff Bezos hat noch Haare – und startet Prime
Schon der Golfkrieg 1991 hatte ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass die Autoindustrie zukünftig auch nach Antriebsalternativen suchen sollte. Dementsprechend arbeiteten beispielsweise VW und Toyota schon in den Neunzigern an den ersten E-Modellen. 2005 rückt aber noch ein anderer Player ins Rampenlicht: Tesla kündigt den Roadster an. Im Jahr zuvor war Elon Musk zum Unternehmen gestoßen, die Karosserie des Roadster entsteht in Zusammenarbeit mit Lotus.
Übrigens: In einem Ranking durch Fachjournalist:innen wird schon 2005 ein Hybrid zum „Auto des Jahres“ gewählt. Die Jury entscheidet sich für den Toyota Prius mit seinem „wegweisenden Spritsparkonzept“ als Top-Auto. Das Publikumsvoting geht allerdings etwas anders aus, hier punktet der Einser BMW. So oder so, wer seine Fahrt planen will, kann ab 2005 Google Maps zur Reisevorbereitung nutzen – am Anfang nur sporadisch aufgestellt und von zu Hause aus, mittlerweile kaum mehr wegzudenken und mobil.
Auch Amazon-Gründer Jeff Bezos, der sich mittlerweile regelmäßig Wortgefechte mit Tesla-Boss Elon Musk liefert, setzt 2005 einen Meilenstein. Bezos, damals noch mit Haaren auf dem Kopf, launcht den kostenpflichtigen Zusatzservice Amazon Prime – zunächst allerdings nur in den USA. Twittern kann er diesen Erfolg damals nicht: Der Kurznachrichtendienst, den mittlerweile auch die Politik eifrig nutzt, geht erst 2006 online.
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