Twitter-Sparkurs hat Konsequenzen: Wie ein einzelner Entwickler die Plattform lahmlegte
Es war der neuste Eintrag in einer Reihe von Fehlern und Problemen bei Twitter seit der Übernahme durch Elon Musk: Am Montag funktionierten in Tweets eingebundene Links in großen Teilen nicht mehr und auch Bilder wurden auf der Plattform nicht mehr angezeigt. Stattdessen erhielten User die kryptische Fehlermeldung: „Your current API plan does not include access to this endpoint.“ Schuld an der Misere: angeblich ein einzelner Entwickler – was war passiert?
Schlechter Code, schlechte Arbeit – oder zu viel gespart?
Die Problem bei Twitter sorgten weltweit für Aufsehen. Auch Elon Musk schaltete sich schnell ein. Eine „kleine API-Änderung“ hätte massive Auswirkungen gehabt. Der Codestack der Plattform sei extrem fragil und müsste letztendlich komplett neu geschrieben werden.
Musks Beschwerden über die Funktionalität der Plattform – also über vor seiner Zeit geschriebenen Code – sind nicht neu. Die vielen technischen Altlasten und Probleme, mit denen Twitter seit längerem zu kämpfen hat, scheinen dies auch zu belegen.
Allerdings könnte der zwischenzeitliche Ausfall vor allem mit Musks Sparkurs und seinen teils überstürzt umgesetzten Änderungsplänen zu tun zu haben. Wie Zoe Schiffer und Casey Newton für den US-Newsletter Platformer und das Magazin The Verge berichten, war die API-Anpassung Teil des Vorhabens, den freien Zugriff auf die Twitter-API abzuschalten. Entwickler sollen für diesen Zugriff zukünftig zahlen müssen, wenn es nach Musk geht.
Wie Platformer erfahren haben will, war nach Musks radikalem Personalabbau in die entsprechende Änderung nur ein einzelner Mitarbeiter involviert. Seine Konfigurationsänderung habe die Twitter-API im Grunde genommen komplett zerstört. Die Folge: Sowohl intern als auch extern litt die Plattform unter massiven Störungen. Insgesamt, so der Bericht, arbeiten bei Twitter aktuell nur noch 550 Vollzeitentwickler.
Die Probleme wurden zwar behoben, es gilt aber als wahrscheinlich, dass sich ähnliche Fehler auch in Zukunft wiederholen werden.
Twitter: Aufreger und Pannen reißen nicht ab
Auf Twitter hat sich unter zahlreichen Usern ein gewisser Galgenhumor über die Pannenserie breitgemacht. Und auch Mittarbeiter des Kurznachrichtendienstes werden mit lakonischen bis fatalistischen Statements wie „Das passiert, wenn man 90 Prozent des Unternehmens feuert“ oder „Wir lachen den ganzen Weg nach unten“ zitiert.
Für besonders viel Aufregung hatte kurz vor der jüngsten technischen Panne der Umstand gesorgt, dass Elon Musks Tweets auf seine Anweisung hin in den User-Feeds bevorzugt ausgespielt werden. Zudem stellte der Milliardär in einer Reihe von Tweets einen Twitter-Angestellten bloß, der in Erfahrung bringen wollte, ob er gefeuert sei oder nicht. Musk ging sogar so weit, sich öffentlich über die körperliche Konstitution seines Mitarbeiters lustig zu machen, der an einer speziellen Form der Muskeldystrophie leidet.
Twitter-Sparkurs sorgt immer wieder für denkwürdige Entwicklungen
Der betroffene Mitarbeiter fiel ebenfalls dem Personalabbau bei Twitter zum Opfer. Lohnkosten einzusparen ist einer der Hauptbestandteile von Elon Musks Sparkurs. Doch auch an anderen Ecken wird versucht, so viel Geld wie irgendwie möglich einzusparen. Das hat immer wieder aufsehenerregende Konsequenzen: So kam es im Dezember zu Berichten über stinkende und vermüllte Büros, weil dem Hausmeisterdienst gekündigt worden war. Auch gar nicht oder zu spät bezahlte Mieten und weitere Rechnungen gehören aktuell zum Programm.