
(Foto: Volkswagen)
Volkswagen eifert Tesla nach. Nicht nur will der Konzern seine vollelektrischen Fahrzeuge smarter und besser machen, auch die Ladeinfrastruktur, die derzeit noch einem Flickenteppich entspricht, soll für die E-Autos des Konzerns stark ausgebaut werden. Zur Schließung von Versorgungslücken des Ladenetzwerks strebe Volkswagen unter anderem Partnerschaften an, wie die Leiterin des Konzernbereichs „Laden & Energie“, Elke Temme, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte. Bis 2025 soll das eigene Netzwerk auf 45.000 Ladesäulen anwachsen.
Volkswagen baut eigenes „Supercharger“-Netzwerk
Tesla gilt bei der Ladeinfrastruktur als Vorreiter: Das Unternehmen hat parallel zu seinen E-Autos weltweit ein eigenes Ladenetzwerk errichtet, das mittlerweile 30.000 sogenannten „Supercharger“ umfasst. Innerhalb der nächsten zwei Jahre soll das Netzwerk auf die dreifache Größe anwachsen. Die Schnellladesäulen liefern dem Unternehmen zufolge innerhalb eines Ladezeitraums von 15 Minuten eine Reichweite von um die 200 Kilometern.
Volkswagen will im Rennen um die Ladeinfrastruktur aufholen und plant, bis 2025 weltweit insgesamt 45.000 Schnellladestationen im Portfolio zu haben. 18.000 von ihnen sollen in Europa, 17.000 in China und 10.000 in Nordamerika errichtet werden.
Im März erklärte das Unternehmen im Zuge seines Power Day, 400 Millionen Euro für den Ausbau nur für den europäischen Kontinent in die Hand nehmen zu wollen.
Im Unterschied zu Tesla wird Volkswagen seine Ladeinfrastruktur aber nicht komplett im Alleingang aufbauen. Es seien verschiedene Modelle denkbar – von der Produktpartnerschaft, über Joint-Ventures bis hin zu Mergers & Acquisitions, so Temmes.
Volkswagen baut Schnellladenetzwerk aber nicht allein
Für den Erfolg der Elektromobilität bei Kund:innen spiele die Verbreitung von Ladesäulen, vor allem Schnellladesäulen eine entscheidende Rolle, besagte eine Studie der Analysefirma Alixpartners. Hier setzt Volkswagen an: „Wir wollen sicherstellen, dass wir ausreichend Infrastruktur im Markt haben“. Es gebe jedoch noch Lücken vor allem in Italien, Spanien, aber auch Teilen Großbritanniens.
Um diese zu schließen, ist Volkswagen mit Energieunternehmen wie der italienischen Enel (ENEI.MI), der britischen BP und der spanischen Iberdrola Partnerschaften eingegangen. Zudem wolle der Konzern mit den Partnern einen Plan zur Finanzierung der E-Fahrzeug-Infrastruktur auf verschiedene Branchen aufstellen.
Schon jetzt könnten Volkswagen-Kund:innen unabhängig von der Marke ihres Fahrzeugs an über 250.000 Ladepunkten in Europa an öffentlichen Punkten verschiedener Anbieter laden. Jedoch bestehe hier das Problem, dass die Ladeprotokolle und Zahlungsmethoden von Anbieter zu Anbieter variieren können. Das könne das Nachladen eines E-Fahrzeugs zu einem unter Umständen zeitaufwendigen und unübersichtlichen Unterfangen machen.
Volkswagen: Plug-and-Charge soll Laden vereinfachen
Um das Aufladen von E-Autos zu vereinfachen, will Volkswagen die Schnittstelle Plug-and-Charge ab 2022 einführen. Die Fahrerin oder der Fahrer müsse zum Laden und Bezahlen lediglich das Ladekabel einstecken. Die Authentifizierungsdaten werden dem Unternehmen zufolge im Auto hinterlegt, die Ladestation erkenne die Person automatisch. Es handle sich dabei um eine ISO-zertifizierte Norm, die schrittweise ausgerollt werde. Unter anderem soll die Funktion bei Ionity eingeführt werden. Volkswagen hatte das Schnelllade-Joint-Venture 2017 zusammen mit BMW, Daimler und Ford gegründet.

Unterstützt bidirektionales Laden: Der VW ID 5 (GTX). (Foto: VW)
Wie Temme gegenüber Reuters (via Deutsche Welle) weiter erklärt, wolle der Konzern seine Elektrofahrzeuge zu einem Bestandteil des Stromnetzes machen. „Wir wollen die Batterien unserer E-Fahrzeuge als flexible mobile Speicher im Markt nutzbar machen“, erläutert Temme. Das Potenzial des mobilen Energiespeichers könne voll ausgespielt werden, wenn die Fahrzeuge nicht nur Strom aufnehmen, sondern auch abgeben könnten. Ein erstes Modell mit dieser Funktion ist der VW ID 5, der Anfang November präsentiert wurde.