Seit Jahren werkelt ein großes Team bei Apple im stillen Kämmerlein am nächsten großen Ding, das langfristig das iPhone ablösen könnte. Dabei handelt es sich um Headsets für Augmented (AR) und/oder Virtual Reality (VR). Apple-Chef Tim Cook hält vor allem AR für eine wichtige Kerntechnologie, die „unser ganzes Leben durchdringen“ wird. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass Apple drauf und dran sein könnte, die Früchte der jahrelangen Forschung und Entwicklung zu präsentieren.
Nachdem seit Monaten über ein hochperformantes Mixed-Reality-Headset von verschiedenen Quellen berichtet wird, hieß es zuletzt vom gut informierten Bloomberg-Reporter, dass es Apples Management-Vorstand präsentiert wurde. Dies deutet in der Regel darauf hin, dass die Entwicklung des Produkts ein fortgeschrittenes Stadium erreicht hat.
Dass die Mixed-Reality-Brille, mit der sowohl AR- als auch VR-Inhalte betrachtet werden können, schon vollständig fertig ist, bedeutet es indes nicht. Allerdings hatte Apple sich nach mehreren Verschiebungen zum Ziel gesetzt, das Headset bis Ende dieses Jahres oder irgendwann im Laufe des nächsten Jahres vorzustellen. Ein Marktstart für Endkund:innen sei für 2023 geplant, so Bloomberg.
Auch der renommierte Analyst Ming-Chi-Kuo hält einen baldigen Start des Headsets für unwahrscheinlich. Die Serienproduktion der Brille sei seinen Informationen zufolge noch nicht angelaufen. Damit dürfte eine Enthüllung im Zuge der WWDC 2022 am kommenden Montag eher nicht gegeben sein. Allerdings nutzte Apple seine Entwicklerkonferenz nicht selten dafür, zumindest einen kleinen Vorgeschmack auf kommende, relevante Produkte zu geben. Hier seien etwa der Homepod in 2017, der Mac Pro in 2019 und die Abkehr von Intel-Chips in 2020 zu erwähnen. Entsprechende Produkte waren dann erst Ende des Jahres zu kaufen.
Auch an Inhalten wird einem Bericht der New York Times zufolge gearbeitet. Hierfür habe Apple sich mit Hollywood-Regisseuren zusammengetan, um Videoinhalte zu erstellen. Quellen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, sagten der Times, dass Jon Favreau nur einer der beteiligten Regisseure sei. Er soll laut der Zeitung ein Mixed-Reality-Erlebnis auf Basis von Prehistoric Planet, einer von ihm produzierten Apple-TV-Plus-Serie mit Dinosauriern, liefern.
WWDC 2022: Wie steht es mit RealityOS?
Ob Apple es in diesem Jahr mit seinem Headset so macht, oder sich doch mehr Zeit lässt, ist ungewiss. Sicher ist indes, dass die neue Hardware nicht ohne ein Betriebssystem und ein eigenes App-Ökosystem auskommt. Lebenszeichen des neuen Betriebssystems kursieren schon seit 2017, Anfang dieses Jahres tauchte in Logfiles des App-Stores der Name RealityOS oder rOS auf. Die entsprechende Marke hatte Apple Hinweisen von Parker Ortolani zufolge durch die Firma „Realityo Systems LLC“ schon im Dezember 2021 für die USA angemeldet und kürzlich in anderen Ländern gesichert.
Leider bedeutet die Anmeldung der Marke nicht, dass Apple sein RealityOS im Zuge der WWDC 2022 enthüllen könnte. Das Ganze hat letztlich einen rechtlichen Hintergrund, heißt es. Allerdings ist nicht vollkommen auszuschließen, dass Apple sein neues Betriebssystem oder Teile davon, die womöglich auch in iOS 16 zu finden sind, vorstellt, damit Entwickler:innen sich mit neuen Schnittstellen vertraut machen können.
Denn wenn Apple sein nächstes großes Ding auf den Markt bringt, sollte letztlich schon ein gewisser Pool an Anwendungen zur Verfügung stehen. Die WWDC wäre ein idealer Anlass, Entwickler:innen neue Werkzeuge an die Hand zu geben.
Apple bereitet angeblich etwas Großes vor
Kurzum: Ich gehe angesichts der Informationen von Gurman und Kuo nicht davon aus, dass Apple seine MR-Brille nächste Woche vorstellen wird. Vielleicht gibt der Konzern aber einen Ausblick auf das, was Entwickler:innen und Kund:innen im Laufe der kommenden Monate erwartet. Für Entwickler:innen dürften derweil erste Werkzeuge freigegeben werden, die unter anderem Apples Augmented-Reality-Plattform AR-Kit massiv aufschrauben und Teil von rOS werden könnten.
Apples MR-Headset und rOS sollen zudem nur ein Teil eines neuen Ökosystems werden, an dem Apple seit Jahren werkelt. Glaubt man dem Industrieinsider Robert Scoble, arbeitet Apple an einer Art Spatial-Computing-Plattform, die alle Produkte – von Kopfhörern bis hin zu Displays – miteinander verbinden soll. Falls die von Scoble veröffentlichten Informationen stimmen, könnte die WWDC 2022 der Anfang von einem neuen Apple werden. Aber: Warten wir besser den Montag ab.