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Kein iPhone, kein Problem? Russland bastelt an eigenem Android-Smartphone

Seit dem Überfall auf die Ukraine und dem Rückzug großer westlicher Firmen vom russischen Markt sind die einst beliebten Geräte von Herstellern wie Apple oder Samsung, Acer oder IBM in Russland Mangelware.
Russische IT-Firmen versuchen, dem entgegenzusteuern, indem sie eigene Geräte entwickeln. Allerdings ist auch der Zugang zu moderner Hardware stark eingeschränkt. Das im August 2022 angekündigte Titan-Notebook der Firma Baikal Electronics etwa muss auf zehn Jahre altes Chipdesign zurückgreifen – und dürfte trotzdem sehr teuer angeboten werden.
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Jetzt hat mit der National Computer Corporation (NCC) eines der größten IT-Firmen Russlands angekündigt, ein eigenes Android-Smartphone herzustellen. An Apples iPhones oder Samsungs Galaxy-Smartphones ist nämlich – trotz anders lautender Versprechen – nur schwer heranzukommen.
Die Ankündigung kann auch als Reaktion auf das gerade erst erfolgte Verbot des US-Handelsministeriums, elektronische Produkte nach Russland zu exportieren, die teurer als 300 US-Dollar sind, wie Ars Technica schreibt.
Aktuell bedienen sich die Russ:innen in Ermangelung von Alternativen bei chinesischen Geräten. Der russische Smartphone-Markt wird von Xiaomi, Realme und der früheren Huawei-Tochter Honor dominiert. Allein ihr Anteil soll 2022 laut Counterpoint rund 95 Prozent betragen haben.
In die Lücke, die Apple und Samsung hinterlassen haben, will jetzt NCC stoßen. Das sehr ambitioniert erscheinende Ziel: Bis Ende 2023 sollen schon 100.000 Smartphones und Tablet-PCs verkauft worden sein. Bis 2026 soll ein Marktanteil von zehn Prozent erreicht werden.
Dabei hat das Smartphone noch nicht einmal einen Namen. Unklar ist, wie weit NCC mit der Entwicklung vorangeschritten ist. Gegenüber russischen Medien erklärte NCC-Gründer Alexander Kalinin, dass er umgerechnet über 120 Millionen Euro in das Projekt stecken wolle.
Es bleiben viele Fragen offen. Etwa jene, ob Google die volle Nutzung von Android überhaupt lizenzieren würde und damit Google-Dienste wie Maps oder der Play-Store genutzt werden könnten. Möglich, dass NCC auf ein anderes mobiles Betriebssystem umsteigen muss.
Als Alternative käme das Linux-basierte Aurora OS der russischen Telekom-Firma Rostelecom in Frage. Außerdem wäre eventuell die Nutzung des Huawei-eigenen Betriebssystem Harmony OS möglich. Auf das will zumindest der russische Handyhersteller BQ setzen.
Ob ein russisches Smartphone Erfolg auf dem russischen Markt hätte, ist nicht sicher. So hat etwa das Yotaphone trotz einiger Bekanntheit auch in Westeuropa nicht den erwünschten Durchbruch geschafft.
Beobachter:innen zufolge würden die russischen Verbraucher:innen bei Smartphones und Tablet-PCs auf Marken setzen, die sie schon kennen. Einigen erscheint die NCC-Ankündigung daher auch als PR-Stunt.
NCC wiederum hat schon einen Korridor für den Preis des kommenden Smartphones angegeben. Das soll zwischen 125 und 375 Euro kosten. Produziert werden solle es entweder in einer russischen Fabrik oder bei chinesischen Auftragsfertigern.
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