Android 12: Google veröffentlicht erste Entwicklerversion – das bringt das große Update

Mit dem Release der ersten Entwicklervorschau von Android 12 beginnt eine monatelange Update-Reise, die voraussichtlich im September in der Veröffentlichung der finalen Version mündet. Die neue Version hält einige Neuerungen bereit, die teilweise schon im Vorfeld durchgesickert waren.
Nutzerseitig hat Android 12 einige Neuerungen in petto: So erhalten, wie schon vorab durchgesickert war, die Benachrichtigungen eine größere Design-Überarbeitung. Sie wird mit dem Update laut Google moderner, benutzerfreundlicher und funktionaler. Mit der ersten Vorabversion bringt Google zunächst Änderungen für den Drawer, die Steuerelemente bis hin zu den Vorlagen selbst. Zudem werden auch Übergänge und Animationen des gesamten Systems optimiert, um sie flüssiger zu gestalten. Als Teil des Updates werden App-Benachrichtigungen, die auf Android 12 abzielen, mit benutzerdefinierten Inhalten dekoriert.
Überdies sollen Benachrichtigungen reaktionsschneller zur prompten Interaktion geöffnet werden. Beim Antippen springe man künftig sofort ohne Wartezeit in die App. Entwickler sollten für diese Nutzererfahrung sicherstellen, dass das Antippen einer Benachrichtigung direkt den Start einer Aktivität auslöse.
Im immersiven Vollbildmodus, etwa beim Ansehen eines Videos oder Spielen eines Spiels, sei die Gestennavigation verändert worden, um sie einfacher und konsistenter zu gestalten. Auch nach dem Update schütze Google Apps noch vor versehentlichen Gesten in der Vollbildansicht, in allen anderen Vollbild- oder immersiven Erlebnissen ändere der Hersteller die Standardeinstellung dahingehend, dass das Smartphone mit einer Wischbewegung navigiert werden könne.
Android 12 bringt neue Privatsphäre-Einstellungen
Wie bei den Veröffentlichungen der Entwicklerversionen in den Jahren zuvor nennt Google noch nicht alle neuen Funktionen, die in Android 12 einfließen. Dennoch verrät der für Google-Verhältnisse äußerst technisch geratene Beitrag im Android-Developer-Blog einige Features.
Zu den schon genannten neuen Funktionen gehört die Verbesserung des Datenschutzes und der Privatsphäre. Mit Android 12 erhalten Nutzer mehr Transparenz und Kontrolle, während ihre Geräte und Daten sicher bleiben, erklärt Google. Die neue OS-Version verleihe mehr Kontrolle über sogenannte Identifier, die für ein besseres Tracking, sicherere Standardwerte für App-Komponenten und mehr verwendet werden können.
Google weist in der Ankündigung Entwickler darauf hin, dass die Änderungen sich auf ihre Apps auswirken könnten, und rät dazu, die neuen Features so bald bald wie möglich zu testen. Zudem sollen in den kommenden Monaten weitere Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen mit den anstehenden Vorabversionen hinzukommen. Auch der Bereich Sicherheit von Business-Smartphones wurde angefasst, um Admins eine bessere Kontrolle zu bieten.
Android 12: Verbesserte Experience und Performance
Neben dem in den letzten Android-Versionen wiederkehrenden Thema Privatsphäre legt Google bei Android 12 den Fokus auf eine optimierte Nutzererfahrung. Dabei steht dem Unternehmen zufolge der Support des HEVC-Formats auch für Apps, die den Codec nicht unterstützen, im Mittelpunkt. Erzielt werde das mithilfe eines Transcoders, der HEVC in das weiter verbreitete AVC-Format umwandle. Weiter Integriert Google mit Android 12 Unterstützung für das AVIF-Format, das eine bessere Bildqualität und Kompression als Jpeg biete.

Mit Android 12 zieht das AVIF-Format in Googles OS ein. (Bild: Image comparison from AVIF has landed by Jake Archibald)
Ein weiteres Android-12-Feature ist die verbesserte Integration von Rich Content: User lieben Bilder, Videos und andere ausdrucksstarke Inhalte; das Einfügen oder Verschieben solcher Inhalte in Apps erweist sich teilweise aber immer noch als umständlich. Um das Empfangen von Rich Content zu vereinfachen, führt Google eine einheitliche API ein, mit der Inhalte aus jeder Quelle angenommen werden können, erklärt das Unternehmen. Dabei spiele es keine Rolle, ob der Inhalt aus der Zwischenablage, der Tastatur oder Drag & Drop stamme.
Für ein flüssigeres System führt Google mit Android 12 optimierte „Foreground Services“ ein. Die Vordergrunddienste seien zwar eine wichtige Möglichkeit für Apps, bestimmte Arten von benutzerseitigen Aufgaben zu verwalten; werden sie indes übermäßig eingesetzt, üben sie laut Google einen negativen Einfluss auf die Systemleistung aus, was bis zum Absturz einer App führen könnte. Um eine solide Nutzererfahrung zu gewährleisten, wird Google Starts von Vordergrunddiensten aus dem Hintergrund für Apps blockieren, die auf die neue Plattform abzielen.
Zu den weiteren neuen Funktionen zählt Audio-gekoppeltes haptisches Feedback. Dieses Feature könne etwa von Videotelefonie-Apps genutzt werden, um benutzerdefinierte Klingeltöne mitsamt entsprechender Vibration einzustellen, durch den der Anrufer identifiziert werden könne. Möglich sei auch die Simulation von unwegsamem Gelände in einem Rennspiel.
Mit dem neuen Multi-Channel-Audio-Feature bringt Android 12 allerlei Erweiterungen für räumliche Audio-Informationen. Das Update bringe Unterstützung für MPEG-H-Wiedergabe im Passthrough- und Offload-Modus. Zudem wurden Audiomixer, Resampler und Effekte für bis zu 24 Kanäle optimiert (das bisherige Maximum waren acht).
Android 12: Google übernimmt bei Updates mehr Kontrolle
Bei Android 12 spielt Googles sogenanntes Project Mainline abermals eine Rolle. Ziel des Projektes ist, den Smartphone-Herstellern Teile des Android-Updates abzunehmen und sie selbst über die Google-Play-Dienste einzuspielen.
In Android 12 fügt Google das Modul Android Runtime (ART) hinzu, mit dem Updates für die Laufzeitumgebung und die Bibliotheken auf Geräten durchgeführt werden können. Auf diesem Wege könne Google die Laufzeitleistung und -korrektheit optimieren, den Speicher effizienter verwalten und Kotlin-Operationen beschleunigen, ohne ein vollständiges Systemupdate ausführen zu müssen. Abgesehen davon erklärt Google, die Funktionalität bestehender Module erweitert zu haben. Zum Beispiel könne der Entwickler eine nahtlose Transkodierungsfunktion innerhalb eines aktualisierbaren Moduls ausführen.
Android 12 auch für Android TV
Google bietet zudem nicht nur für seine Smartphones das erste Update auf Android 12 an, sondern auch für Android TV. Mit der Vorschauversion bringt Google die neuen Android-Funktionen auf den Fernseher und ergänzt auch die neue Google-TV-Nutzeroberfläche in das System, das Google mit seinem Chromecast mit Google TV im Oktober veröffentlicht hatte. Entwickler benötigen für die Android-TV-Entwicklung das ADT-3-Entwickler-Kit.
Android 12 Developer-Beta 1 steht für Pixel-Geräte zum Download bereit
Wie in den Jahren zuvor kann die erste Entwickler-Beta nur auf Googles eigenen Pixel-Smartphones installiert werden. Unterstützt werden folgende Modelle:
Das Systemimage lässt sich nur manuell flashen, die erste Android-12-Version, mit dem eine neue Android-Version Over-the-Air installiert werden kann, wird erst mit der Freigabe der öffentlichen Beta zu einem späteren Zeitpunkt freigeschaltet. Entwickler ohne Pixel-Gerät können die 64-Bit-Systemabbilder mit dem Android-Emulator in Android Studio verwenden.

Googles Timeline für Android 12. (Bild: Google)
Android 12 wird wie in den Vorjahren in monatlichen Zyklen aktualisiert; im August will Google Plattformstabilität erreichen, um das große Update womöglich wieder im September zu veröffentlichen.
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