Activision-Aktionäre stimmen für Übernahme – US-Senatoren wehren sich
Die Aktionär:innen des Spielekonzerns Activision Blizzard haben für eine Übernahme durch die Xbox-Tochter von Microsoft gestimmt. 98 Prozent der Shareholder waren für den 68-Milliarden-US-Dollar-Deal. Dadurch würde Microsoft nach Sony und Tencent zum drittgrößten Spielepublisher aufsteigen. Derweil regt sich aber Widerstand aus einer anderen Richtung: Vier Senator:innen haben sich in einem Brief an das US-Kartellamt FTC gewandt, die Transaktion bitte zu prüfen. Sie befürchten, Bobby Kotick könnte durch die Übernahme gestärkt aus dem Sexismusskandal hervorgehen. Das berichtet das Wall Street Journal.
Kartellbehörde FTC mit scharfen Zähnen
Die Wettbewerbshüter der FTC müssen die Übernahme noch genehmigen, bevor sie rechtskräftig wird. Das passiert zu einer Zeit, in der die Behörde eine schärfere Gangart eingelegt hat. Letzten Sommer verordnete der frisch gewählte US-Präsident Joe Biden den USA mehr Wettbewerb und setzte Big-Tech-Kritikerin Lina Khan an die Spitze der Kartellbehörde. Der Auftrag: eine stärkere Fusionskontrolle auszuüben. Das gelang Khan dem Vernehmen auch schon: Die FTC soll Nvidia bei der geplanten ARM-Übernahme so unter Druck gesetzt haben, dass der Konzern von den Plänen abließ. Die Kartellbehörde kündigte bereits eine Prüfung des Activision-Microsoft-Deals an.
Senator:innen bitten um Prüfung wegen Bobby Kotick
Zusätzlich belastet der Sexismusskandal bei Activision Blizzard samt anhängiger Klage die Übernahme. Mitarbeiter:innen hatten in dessen Folge gestreikt und den Rücktritt von Geschäftsführer Bobby Kotick gefordert. 1.800 von ihnen unterschrieben eine entsprechende Petition. Kotick blieb und fädelte den Deal mit Microsoft ein, der ihm persönlich 390 Millionen Dollar einbringen soll. Das Unternehmen bestreitet das.
Linke Senator:innen wollen nun verhindern, dass er von der Fusion profitiert, und haben einen Brief an die FTC geschickt. Darin bitten sie die Behörde, zu prüfen, ob die geplante Transaktion die Flut von Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung und Missbrauchs sowie Vergeltungsmaßnahmen verschärfen könnte. Sie gehen dabei explizit auf die Rolle Koticks ein. „Dieser Mangel an Verantwortlichkeit, obwohl Aktionäre, Mitarbeiter und die Öffentlichkeit fordern, dass Kotick für die von ihm geschaffene Kultur verantwortlich gemacht wird, wäre ein inakzeptables Ergebnis der geplanten Microsoft-Übernahme“, schreiben die Verfasser:innen Elizabeth Warren, Bernie Sanders, Cory Booker und Sheldon Whitehouse.
Kotick so skandalumwittert wie Blizzard
Bobby Kotick schafft es nicht, den Skandal um eine „ständige Kultur von sexueller Belästigung“ abzuschütteln. Immer wieder dringen Stimmen aus dem Unternehmen, die ihm bescheinigen, unverantwortlich gehandelt zu haben. Zudem soll er versucht haben, über seine damalige Lebensgefährtin bei Facebook Medienberichte über seine sexuelle Verfehlungen zu unterdrücken.
Im Sexismusskandal hat sich Activision Blizzard nun in einem Fall mit Beteiligten geeinigt und 18 Millionen Dollar bezahlt. Die Grundklage ist jedoch noch anhängig, außerdem gibt es Privatklagen wegen konkreter Missbrauchsfälle, zusätzlich ermittelt die Börsenaufsicht. Microsoft in Person von Corporate Vice President Lisa Tanzi sagte dem Wall Street Journal: „Wir glauben, dass Activision Blizzard weiterhin Fortschritte machen wird, und wir werden uns für weitere Fortschritte nach Abschluss der Transaktion einsetzen.“