Amazons Alexa-Chef will den Sprachassistenten zum smarten Computer à la Star Trek ausbauen
Amazons Sprachassistent Alexa ist in den USA 2014 mit dem Echo gestartet. In Deutschland und anderen Ländern ist die Konkurrenz zum Google Assistant (vorher die Sprachsuche unter Google Now) und zu Apples Siri mit einer zweijährigen Verzögerung erst 2016 angekommen. Seitdem baut das Unternehmen die Funktionen, Fähigkeiten und Partner sukzessive aus. Amazons Alexa-Chef Al Lindsay zufolge wolle man Alexa in allen denkbaren Bereichen einsetzen und den Funktionsumgang weiter ausbauen.
Diese Ambitionen deuteten sich schon Anfang 2017 im Zuge der Ankündigung zahlreicher Partnerschaften an. Alexa ist in Fernsehern, Smartphones, Kühlschränken und vielen weiteren Produkten zu finden. Darüber hinaus ist es möglich, viele Smart-Home-Produkte per Sprach-Schnittstelle zu steuern.
Alexa soll noch viel smarter werden
Mit der einfachen Steuerung des Smart-Homes oder kurzen Sprachbefehlen zum Starten von Musik oder der täglichen Newszusammenfassung gibt Amazon sich nicht zufrieden. Mit Alexa sollen langfristig auch längere Gespräche möglich sein, um beispielsweise die komplette Reiseplanung inklusive Hotelbuchung, Automiete und weiteren Aspekten durchführen zu können. Ebenso soll es möglich sein, Terminkalender per Sprache zu verwalten, bei der Terminfindung mehrerer Personen zu helfen oder sich wiederholende Termine zu managen. Alexa soll auf längere Sicht, so die Vision Lindsays, genauso smart werden wie der Computer aus der Science-Fiction-Serie Stark Trek.
Die gleichen Ambitionen verfolgt übriges auch Google mit seinem Google Assistant, der unter dem Namen Project Majel entwickelt wurde. Der Name „Majel“ ist an die Stimme des Star-Trek-Computers angelehnt – dessen Stimme stammt von der Schauspielerin Majel Barrett-Roddenberry, der Frau des Star-Trek-Schöpfers Gene Roddenberry.
Einer der Bausteine Amazons, um Alexa auf Science-Fiction-Niveau zu heben, sind die etwa 5.000 Entwickler, die mit dem Projekt vertraut sind. Es werden in Zukunft noch mehr: In Berlin soll im Laufe des nächsten Jahres ein neues Forschungszentrum entstehen. Ein weiteres relevantes Puzzleteil ist der Alexa Prize, der von Amazon ausgelobt wurde. Bei diesem sollen Universitäts-Teams Chatbots entwickeln, mit denen 20-minütige, anregende und zugleich zusammenhängende Konversationen geführt werden können. Das Preisgeld beläuft sich auf stattliche 2,5 Millionen US-Dollar – keine Peanuts.
Mit Alexa wie mit einem menschlichen Gegenüber sprechen
Bis wir mit Alexa eine solche angeregte Unterhaltung führen können, wird es noch eine Weile dauern, sagt selbst Lindsay. Es geht ihm dabei ohnehin nicht darum, mit Alexa 20 Minuten lang über Gott und die Welt quatschen zu können, sondern um die Möglichkeit, dem Assistenten komplexere Befehle per Sprache geben zu können.
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Dazu gehört auch, den Assistenten flexibler zu gestalten. Bislang sind Alexa, aber auch Siri und der Google Assistant noch recht „dumm“. Um Alexa oder einen der anderen Assistenten Aktionen ausführen zu lassen, muss der Nutzer derzeit noch eindeutige Phrasen erlernen, um bestimmte Aktionen auszulösen. Das sei wenig intuitiv, weshalb Alexa künftig jegliche erdenklichen Phrasen verstehen soll – die Interaktion mit dem Assistenten soll sich so natürlich anfühlen, als würde man mit einem Menschen sprechen.
„If Google wanted to integrate with Alexa we’d listen.“
Damit Alexa in jeder Situation ansprechbar ist, soll der Assistent in möglichst vielen Produkten zum Einsatz kommen. Seit Kurzem ist Amazons Sprachassistent beispielsweise nicht nur in diversen Alexa-fähigen Geräten nutzbar, sondern ihr könnt auf den Assistenten auch via Windows-10-Rechner zugreifen und umgekehrt. Gegen eine Integration des Google Assistant beziehungsweise der Google-Knowledge-Base hätte Lindsay auch nichts einzuwenden. „Falls Google seine Dienste in Alexa integrieren wollte, würden wir zuhören“. Amazon hat mit dem Alexa-Fund sogar einen eigenen 100 Millionen Dollar schweres Accelerator-Programm aufgelegt.
Amazon greift damit Unternehmen bei der Entwicklung von Alexa-basierter Hardware und Skills finanziell unter die Arme. Der Alexa-Fund hat bereits in zahlreiche Unternehmen investiert – unter anderem in Andy Rubins Startup Essential, in das Spielzeug-Roboter-Unternehmen Sphero, die Smart-Home-Firma Ring, die Bauer des Mesh-WLAN-Routers Luma und viele mehr.
Al Lindsay: Es gibt mittlerweile über 25.000 Alexa-Skills
Das Wachstum der Skills, mit denen ihr Alexa um weitere Funktionen erweitern könnt, ist beeindruckend. Amazon nannte erst im im Juli die Zahl von 15.000 in den USA verfügbaren Skills – knapp vier Monate später ist die Zahl schon auf über 25.000 Skills hochgeschnellt. In Deutschland ist das Angebot nicht ganz so groß – Lindsay spricht von immerhin 2.500 Skills, so Lindsay.
Um die Qualität der Skills mache er sich keine Sorgen, denn schlechte werden durch Amazons meritokratisches Bewertungssystem durch die Nutzer schlichtweg aussortiert. Skills mit vielen positiven Bewertungen werden im Umkehrschluss hochgewertet. Ein weiterer Aspekt, der für eine höhere Qualität sorgen soll, sind die erst kürzlich eingeführten kostenpflichtigen Skills. Der erste käufliche Skill ist in den USA das Ratespiel Jeopardy, für das Nutzer weitere Frage-Pakete zusätzlich erstehen können. Weitere Angebote würden folgen.
Passend zum Thema: Amazon Echo: Die nützlichsten Sprachbefehle für Alexa
Dass Alexa nicht nur ein kleines Hobby von Jeff Bezos ist, liegt auf der Hand. Amazon baut sich mit dem Sprachassistenten einen wichtigen Teil der Infrastruktur für die Zukunft auf, bei dem Touch-Displays und optische Nutzeroberflächen an Relevanz verlieren. Displays stellen dabei lediglich eine Ergänzung dar, wie beispielsweise schon beim Echo Show zu sehen ist. Je mehr Menschen Alexa zuhause, auf dem Smartphone oder im Auto verwenden, desto mehr dürften sie auch Amazons Kerngeschäft, die große Shoppingplattform, nutzen, um dort Musik zu hören, Videos zu schauen, oder Produkte beziehungsweise ihre Lebensmittel einzukaufen. Je besser Alexa wird, desto mehr dürften auch mit dem Assistenten interagieren. Amazons massiver Frontalangriff auf die Konkurrenz der Sprachassistenten scheint bislang von Erfolg gekrönt zu sein, denn in den USA ist Alexa mit einem Marktanteil von 76 Prozent der absolute Marktführer.
Falls Lindsays Vision aufgehen sollte, dürfte Amazon die Konkurrenz noch weiter hinter sich lassen. Jedoch sollte man nicht außer Acht lassen, dass Googles Assistant auf Milliarden Smartphones vorinstalliert ist und das Unternehmen auf einem Berg Daten sitzt, um seinen Sprachassistenten massiv aufzubohren.
Zum Weiterlesen:
- Sonos One im Test: Alexa-Lautsprecher mit tollem Sound
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Hier noch schnell eine Skill Empfehlung:
Alexa aktiviere Aggro Sachse!
Alexa starte Aggro Sachse!
Ist was zum lachen aus sächsisch. :-)
„Noch smarter“? Alexa ist strohdoof. :-) Ich nutze sie jeden Tag, aber mehr als bei bekannten Befehlen feste Aktionen auszuführen, ist nicht drin. Sie lernt nicht selbständig und man muss dutzende/hunderte Skills wortgetreu auswendig lernen, damit sie es versteht. Die Skills müssen als erstes verschwinden, das kann anders gelöst werden.
Ich zitiere mich einmal selbst aus https://www.bloghuette.eu/2017/05/alexa-das-geht-besser/
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Ich möchte sagen können: “Was kommt heute Abend im TV?” und nicht sagen müssen “Frage was heute Abend läuft”.
Wenn es in einem Jahr zehntausende Skills gibt, wer soll sich alle Namen und die dazugehörigen Fragen merken können?
Wie es laufen sollte:
Anbieter stellen Datenbanken zur Verfügung, auf die Alexa zugreifen kann. Sie erweitern quasi das Grundwissen von Alexa, ohne selbst angesprochen werden zu müssen. Alexa muss in die Lage versetzt werden, in allen installierten – oder besser noch in allen existierenden – Skills nach Ergebnissen suchen zu können. Dazu könnte jedem Skill eine Reihe von Kategorien zugeteilt werden, zu denen er Informationen geben kann, z.B. “Auto”, “Kino”, “Fernsehprogramm”, “Lexikon”, “Wetter”, “Medizin”, “Lotto” usw. Alexa erkennt Stichwörter, durchsucht die entsprechenden Datenbanken, fragt sie ab und formuliert eine Antwort. Dazu muss Alexa natürlich zu einer echten KI werden und nicht darauf beschränkt bleiben, reine Texterkennung zu betreiben. Sie muss in den Anfragen erkennen, um welche Kategorie(n) es sich handelt.