Der GQ-Autor Zach Baron hatte die Möglichkeit, Apple-Chef Tim Cook zu interviewen. Dabei herausgekommen ist ein halber Roman, in dem Cook unter anderem Einblicke in seine Führungsrolle gewährt und erklärt, warum er sich selbst als Außenseiter betrachtet und was er tut, damit er nicht den ganzen Tag auf sein iPhone starrt.
Zudem war er bereit, zu erklären, warum Apple – natürlich rein hypothetisch – Interesse an Augmented und Virtueller Realität hat.
Tim Cook spricht sich seit Jahren für AR aus
Dass Cook ein großer AR-Fan ist, ist kein Geheimnis. Schon seit Jahren spricht er immer und immer wieder über die Möglichkeiten der Technologie. Er hält Augmented Reality gar für genauso wichtig wie das iPhone und sagte 2020, dass AR „unser ganzes Leben durchdringen“ wird.
In dem aktuellen Interview mit der GQ führte Cook die Gedanken weiter aus: „Wenn man über die Technologie selbst mit Augmented Reality nachdenkt, um nur eine Seite des AR/VR-Teils zu nehmen, könnte die Idee, dass man die physische Welt mit Dingen aus der digitalen Welt überlagern kann, die Kommunikation der Menschen, die Verbindung der Menschen erheblich verbessern.“
Ergänzend sagte er, dass die Technologie Menschen dazu befähigen könnte, „Dinge zu erreichen, die sie vorher nicht erreichen konnten“. Als Beispiele führt Cook etwa ein einfacheres Zusammenarbeiten an. So könnten digitale Inhalte in einem virtuellen Raum oder als Layer der realen Welt, die alle im Team während eines Brainstormings sehen können, zu besseren Ergebnissen beitragen. Diese Werkzeuge könnten dabei helfen, kreative Prozesse zu beschleunigen.
„Die Idee ist, dass es eine Umgebung gibt, die vielleicht besser ist als die reale Welt.“
„Wer Innovationen wagt, wird auf Skeptiker stoßen“
Baron sprach mit Cook auch über bisherige AR-Produkte wie Google Glass und ob Apple jemals so etwas anbieten werde. Denn in einem früheren Interview mit Ian Parker vom The New Yorker hat sich Cook äußerst skeptisch geäußert: „Wir waren immer der Meinung, dass Brillen kein besonders smarter Move waren. Wer will die tragen?“ Bislang hat Apple damit Recht behalten, schließlich entpuppte sich Googles Glass als Flop. Mittlerweile hat Google auch die Businessversion eingestampft.
Wenngleich Google Glass nicht von Erfolg gekrönt war und auch Metas VR-Headset Quest keine großen Wellen geschlagen hat – das zumindest besagen die letzten Absatzzahlen -, scheint Apple dennoch trotz Skeptikern in den eigenen Reihen bald ein erstes eigenes Mixed-Reality-Headset vorstellen zu wollen.
Ohne diese Pläne weiterhin direkt zu bestätigen, sagte Cook, dass es bei fast allem, was Apple je gemacht habe, „jede Menge Skeptiker“ gab. „Wer Innovation wagt, wird immer auch auf Skepsis stoßen“, ergänzte der Apple-Chef.
Bei Eintritt in einen neuen Markt müsse man sich stets die Fragen stellen, ob die Produkte einen bedeutenden Beitrag leisten und sich von denen anderer unterscheiden. Apple-typisch sei ebenso relevant, dass man die primäre Technologie besitze. „Ich habe kein Interesse daran, Teile für andere zusammenzubauen. Wir wollen die Kontrolle über die primäre Technologie haben, weil wir wissen, dass man so Innovationen schafft“, so Cook.
Zusammenfassend sagt Cook, dass ein solches Produkt – sollte es denn kommen – sich von den bisherigen MR-Headsets abheben muss, um erfolgreich zu sein. Zudem will Apple wie beim iPhone, der Apple Watch und zuletzt den Macbooks mit eigenen Prozessoren die Kontrolle über das gesamte Produkt behalten und sich nicht auf Dritte verlassen.
Apples MR-Headset könnte zur WWDC 23 im Juni gezeigt werden
Derzeit wird erwartet, dass Apple ein erstes MR-Headset, das „Reality Pro“ heißen könnte, im Zuge des WWDC 2023 am 5. Juni vorstellen könnte. Auch ein eigenes Betriebssystem namens rxOS mitsamt Entwicklertools soll präsentiert werden.
Der Marktstart soll letzten Berichten zufolge viel später erfolgen, was für komplett neue Apple-Produkte nicht unüblich ist. Auch beim 2019 vorgestellten modularen Mac Pro, dem ersten Homepod und weiteren Produkten hatte Apple sich zwischen Ankündigung und Verkaufsstart viel Zeit gelassen.
Für die breite Masse sei das erste Headset zudem nicht geplant. So soll das Headset recht schwer sein und einen Preispunkt von 3.000 US-Dollar besitzen. Als Einsatzzwecke ist etwa von virtuellen Videomeetings, 3D-Videos in virtuellen Räumen und mehr die Rede.
Ach ja: Die Lösung, wie Tim Cook nicht den ganzen Tag auf sein iPhone starrt, ist die Einrichtung der Bildschirmzeit. Das Tool soll Menschen dabei helfen, ihr Telefon aus der Hand zu legen. Seine Philosophie ist, „dass wir etwas falsch machen, wenn wir länger auf unser Handy als in die Augen einer anderen Person schauen“.